Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Kinder, Küche, Kirche – Ausland? Die Situation philippinischer Frauen

Kinder, Küche, Kirche – Ausland? Die Situation philippinischer Frauen

Tes Pilapil

Tes Pilapil, Leiterin Oikocredit-Regionalbüro Südostasien

01. März 2017

Die Frau als fleißige Hausfrau, verantwortungsvolle Mutter und tugendhafte Ehefrau – dieses Bild hat die Philippinen über Jahrhunderte geprägt. In Sachen Gleichstellung ist das Land vielen westlichen Industrienationen überlegen. Darüber haben wir mit Tes Pilapil, Leiterin Oikocredit-Regionalbüro Südostasien, gesprochen.

Seit 1986 gab es zwei philippinische Präsidentinnen. Hat die Politik die Rolle der Frauen in den Philippinen gestärkt?

Tes Pilapil: Es gibt durchaus einige Meilensteine, die in den letzten 20 Jahren erreicht wurden. Ganz wichtig: 2009 wurde die Magna Carta of Women verabschiedet. Darin sind ganz grundlegende Rechte von Frauen festgehalten: körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Familienplanung, gute Gesundheitsversorgung, bessere Ausbildungschancen oder auch wirtschaftliche Teilhabe. Oder die Gesetzesnovelle von 1997, die „Vergewaltigung“ deutlich breiter definiert und als Verbrechen gegen Personen und nicht mehr als Vergehen gegen Keuschheit klassifiziert. Besonders umstritten, von der Zivilgesellschaft gefeiert und von der Katholischen Kirche nicht gut geheißen, war das Familiengesundheitsgesetz. Vor allem Frauen in armen Gegenden sollen mit sexueller Aufklärung und Verhütung erreicht werden. Nicht selten sind sie völlig ahnungslos, wie natürliche Empfängnisverhütung funktioniert.

Gesetze sind eines. Wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Das hängt immer von verschiedenen Faktoren ab, also wie eindeutig die Ausführungsbestimmungen sind, wie die „Ideologie“ und der politische Reifegrad der lokalen Verwaltung ist oder auch wie die jeweils vorherrschende Kultur vor Ort ist. Insofern kann die Umsetzung lokal stark variieren.

Was kann als gelungen bezeichnet werden?

In Quezon City, einer Stadt nahe Manila, gab es bemerkenswerte Gewaltpräventionsmaßnahmen gegen Frauen: Für Polizisten gab es passende Weiterbildungen, bei Strafanzeigen wurden gezielt geschulte Polizistinnen eingesetzt und es wurden Poster aufgehängt, die vor hohen Strafen bei sexueller Belästigung warnen – dazu zählt schon, wenn man Frauen hinterherpfeift. Ob die Veränderungen nachhaltig sind, hängt aber immer auch vom Geld ab. Unter der jetzigen Regierung zeichnen sich bereits Budgetkürzungen ab.

In den Philippinen beträgt die Alphabetisierungsquote 95%. Steht hinter der Zahl auch eine verbesserte Schulbildung für Mädchen?

Die Grundschulausbildung ist gleich, bei der Sekundarausbildung haben die Mädchen die Jungen inzwischen sogar überholt. Das belegen Daten der UNESCO. Es gab also enorme Fortschritte. Bildung ist hierzulande eine wichtige Investition in die Zukunft der Kinder – und der Eltern. Speziell für Familien mit geringem Einkommen. Da sind Mädchen besonders fleißig und ehrgeizig, um die Investition später wieder zurückzuzahlen.

…wofür auch viele Frauen ins Ausland gehen.

Das stimmt. Die Mehrzahl der zehn Millionen Philippin@s, die im Ausland arbeiten, sind Frauen. Sie arbeiten als Haushaltshilfen oder Pflegekräfte und kommen oft nur alle paar Jahre zurück. Das ist ein echtes Problem für die daheim gebliebenen Kinder. Und natürlich kann das sogenannte brain drain, der Verlust an Fachkräften, langfristig problematisch für die Entwicklung der Philippinen werden. Aber der Verdienst im Ausland ist eben im Durchschnitt mindestens viermal so hoch wie hierzulande – das macht es sehr attraktiv.

Gibt es den politischen Willen, die Emigration zu stoppen?

Nein. Derzeit wird Emigration gar nicht als Problem, sondern als wirtschaftliche Lösung gesehen. Allein schon für einen Rückgang der Emigration bräuchte es echte politische Anstrengungen. Die Regierung müsste dafür sorgen, dass es ausreichend anständig bezahlte Jobs gibt, sodass niemand sein Heil im Ausland suchen muss. Das ist nicht in Sicht. Arbeitskräfte sind unser größtes Exportgut, die Rücküberweisungen bringen Devisen und tragen so zur Stabilisierung des Landes bei.

Welchen Beitrag leistet Oikocredit?

Der Beitrag von Oikocredit besteht darin, Gemeinschaften und speziell benachteiligte Frauen zu stärken. Dafür arbeiten wir mit lokalen Partnern. Sie geben verantwortlich Zugang zu Kapital, Weiterentwicklungschancen und stärken Frauen in ganz vielfältiger Form.

Lesen Sie weitere interessante Einträge zu den Philippinen im Oikocredit-Blog.

 

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