„Der Klimawandel ist eine Realität, mit der wir jeden Tag leben müssen“, sagt Teresita Murillo. Sie berichtet von immer öfter ausbleibenden Niederschlägen im Wechsel mit unberechenbaren Starkregen, von Wirbelstürmen, die die Ernte genauso wie Straßen zerstören und von zunehmender Hitze auch in Gebirgslagen, die beispielsweise den Kaffeekirschen zusetzen. „Es sind vor allem unsere Partner in der Landwirtschaft, die unter den Folgen der Erderwärmung leiden.“ Das kann „sehr schnell existenziell“ werden.
Robustere Sorten sollen Wetterextremen trotzen
Was also tun? Die Regionaldirektorin nennt drei Schwerpunkte. Erstens anpassen. Wenn die Temperaturen steigen und die Niederschläge immer unregelmäßiger fallen, dann muss die Landwirtschaft reagieren. Robustere Sorten, angepasstes Saatgut und Bewässerungsmethoden, die große Mengen Wasser aufnehmen und auch während anhaltender Dürre über lange Zeit abgeben können. „Zudem versuchen wir den Verbrauch von Wasser und Strom zu reduzieren, um insgesamt unabhängiger zu werden.“
Zweitens versichern. Noch gibt es „kaum Versicherungsmöglichkeiten für Kleinbauern in Zentralamerika“, sagt Teresita Murillo. Die meisten Angebote sind „zu teuer und nicht auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft zugeschnitten“. Deswegen müssten neue Produkte entwickelt werden. Das sei Aufgabe der Mikrofinanzinstitute vor Ort. Oikocredit könne diese unterstützen, auch bei der Sensibilisierung und Information der Genossenschaften und Kleinbauern. Die Hoffnung: Je mehr Personen solch eine Mikroversicherung abschließen, desto günstiger könnten die Prämien werden. Denkbar wäre auch, dass sich Oikocredit beim Thema Versicherungen direkt beteiligt. Doch das ist bislang noch Zukunftsmusik.
Für alle Emissionen gibt es einen Ausgleich
Wesentlich weiter sind Teresita Murillo und ihre 30 Mitarbeitenden in sieben lateinamerikanischen Länderbüros beim dritten Punkt: dem Versuch, den Klimawandel nicht weiter anzuheizen. So hat ein externes Unternehmen die Gesamtmenge der freigesetzten Klimagase untersucht und errechnet, wie diese kompensiert werden kann. Dies geschieht nun seit drei Jahren. Dazu gehören natürlich auch alle Flüge, die im Rahmen der Arbeit für Oikocredit anfallen. Als Ausgleichsmaßnahme wird zum Beispiel die Aufforstung von Bäumen finanziert. Bei aller Pionierarbeit, die Teresita Murillo und ihre KollegInnen leisten, ist ihr Wirken doch begrenzt. Schließlich beschränken sich die Klimaschutzmaßnahmen bislang nur auf die rund 30 Mitarbeitenden von Oikocredit in Mittelamerika. Wesentlich größer wäre der Effekt, wenn auch die Partner, also vor allem die Kleinbauern und Genossenschaften ihre Emissionen kompensieren würden. „Das würden wir gern unterstützen.“
„Wir geben uns nicht geschlagen“
Woher nimmt Teresita Murillo die Kraft und auch Hoffnung sich den zunehmend verschärften Herausforderungen des Klimawandels zu stellen? „Wir haben keine Wahl. Ich glaube, es ist der Überlebenswille. Wir geben uns nicht geschlagen, wir müssen weitermachen, selbst wenn das zum Teil sehr schwer ist“, sagt Teresita Murillo ohne einen Ton von Selbstmitleid. Und dann ist da noch etwas, das ihr Kraft gibt: „Die Zusammenarbeit mit all den wunderbaren, engagierten Menschen – bei uns in Mittelamerika, aber auch hier in Deutschland. Danke Gott, dass dies möglich ist.“