Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Landwirtschaftstagung: Ende der ländlichen Idylle?

Landwirtschaftstagung: Ende der ländlichen Idylle?

11. März 2015

Weltweit kämpft kleinbäuerliche Landwirtschaft ums Überleben. Auf der Oikocredit-Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll Anfang März wurden Status Quo, Herausforderungen und Lösungsansätze vorgestellt.

Kleinbäuerliche Landwirtschaft - was ist das eigentlich? Viele der Teilnehmer der Tagung „Kleinbäuerliche Landwirtschaft - ein ökofaires Zukunftsmodell?“ hatten das gleiche Bild im Kopf: zwei Kühe, ein paar Schweine, Stallhasen und natürlich Hühner. Diese Hofgröße, die früher vielleicht als kleinbäuerliche Landwirtschaft galt, kann heutzutage höchstens als Liebhaberei bezeichnet werden.

Marktmaxime: Wachse oder weiche

Fakt ist, dass das marktwirtschaftliche Prinzip „wachse oder weiche“ auch vor der familienbetriebenen Hofidylle nicht halt gemacht hat. Mit zunehmender Industrialisierung mussten auch 25% der deutschen Höfe in den letzten Jahrzehnten aufgeben. Die durchschnittliche Hofgröße in Baden-Württemberg ist mittlerweile auf 47 Hektar angewachsen. So auch der Göppinger Waldeckhof, der während der Tagung besucht wurde. Er gehört zu rund 3.300 Höfen im Ländle, die nach den Grundsätzen der ökologischen Landwirtschaft arbeiten. Zudem gibt es dort ein Integrationsprojekt für Langzeitarbeitslose, die auf dem Hof geschult und beschäftigt werden.

„Ich kann doch meine Milchkanne nicht auf den Weltmarkt tragen“

Wie die meisten anderen kleinen Höfe könnte auch der Waldeckhof trotz seiner sozialen Spezialisierung ohne Subventionen nicht überleben. Das ist bedenklich, kommt doch der kleinbäuerlichen Landwirtschaft eine Schlüsselfunktion zu. Denn viele Millionen Kleinbetriebe weltweit bauen Mais, Kartoffel oder Quinoa nicht nur schonend an, sondern auch dort, wo sie gebraucht werden. Das belegen internationale Studien. Die Europaabgeordnete und Tagungsreferentin Maria Heubuch macht sich deshalb stark dafür, die weltweite Landwirtschaftspolitik stärker an der kleinbäuerlichen Landwirtschaft auszurichten. „Die europäische Agrarpolitik zielt zu einseitig auf die Produktionsförderung der Agrarindustrie. Das Gros der Bauern sind aber Kleinbauern. Ich kann doch als Milchbäuerin aus dem Allgäu meine Milchkanne nicht auf den Weltmarkt tragen.“

Landwirtschaft in Entwicklungsländern braucht Kredit

Noch wesentlich prekärer ist die Lage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in vielen Ländern des globalen Südens. „Weltweit gesehen bewirtschaften vier Fünftel aller Höfe weniger als zwei Hektar Land“, so Frank Rubio, Leiter des Oikocredit-Landwirtschaftsreferats in Lima. Die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit vergibt seit 40 Jahren Darlehen an landwirtschaftliche Genossenschaften, Fairhandelsorganisationen und nachhaltige Mikrofinanzinstitutionen in über 60 Entwicklungsländern. Mit inzwischen mehr als 100 Millionen Euro stützen sozial und ökologisch orientierte Anlegerinnen und Anleger aus Baden-Württemberg die Idee. Sie finanzieren Kaffeebauern in Guatemala, Hirse-Produzentinnen im Senegal, die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft oder auch eine Bio-Fischfarm in Sambia. Das schafft Einkommen und sichert die Ernährung von vielen Familien.

Brasilien: Schulverpflegung durch Kleinbauern aus der Region

„Hunger ist heute keine Frage der ausreichenden Produktion von Lebensmitteln mehr, sondern des Zugangs der Armen zu lebensnotwendigen Gütern“, gab Stig Tanzmann vom evangelischen Entwicklungsdienst „Brot für Welt“ kritisch zu bedenken. Trotz jahrzehntelanger Anstrengungen der Weltgemeinschaft leiden immer noch rund 850 Menschen weltweit Hunger. Doch es gibt auch positive staatliche Initiativen zur Regulierung der Lebensmittelwirtschaft: z.B. in Brasilien. Dort seien die Anbieter von Schulverpflegung gesetzlich verpflichtet, mindestens ein Drittel ihrer Lebensmittel bei Bauern in der Region einzukaufen. Das fördere die kleinbäuerliche Landwirtschaft und komme gleichzeitig der Qualität der Schulverpflegung zugute. „Angesichts der miserablen Qualität des Essens in vielen deutschen Schulen wäre das auch ein Vorbild für die deutsche Schulverpflegung.“

Die Tagung wurde vom Oikocredit Förderkreis Baden-Württemberg e.V. in Zusammenarbeit mit der Ev. Akademie Bad Boll veranstaltet. Viele Oikocredit-Ehrenamtliche nutzten die Tagung zur Weiterbildung. Der Förderkreis bietet eine soziale Geldanlage. Mehr dazu erfahren Sie hier.

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Kontakt

Oikocredit Förderkreis Baden‑Württemberg e.V.
Vogelsangstraße 62
70197 Stuttgart
workT: +49 711 12 00 05 0
faxF: +49 711 12 00 05 22

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